Bundestagswahl 2017 – für mich eine Hebammenfrage

Die Wahl steht kurz bevor und ich war dieses Mal regelrecht aktiv. Seitdem ich Mutter bin beachte ich die Hebammensituation natürlich mit viel mehr Nähe und bin entsprechend besorgt. Überlegt man, dieses Abenteuer ein zweites Mal zu wagen, wird einem schon sehr flau im Magen, habe ich doch danach viele besorgniserregende Geburtsstories erlebt, die meine regelrecht heimisch erschienen liessen, trotz Klinik mit Neonatalstation, Klinikzimmer ohne Familienzimmer.

Also hatte ich früh für mich entschieden, dass ich in der nächsten Wahl diese Hebammenfrage zu einer zentralen in meiner Wahlentscheidung machen würde. Schon anfang des Jahres fing ich an, Parteiprogramme etc bezüglich dieser Frage zu durchforsten, und war froh im Mai dann die Wahlprüfsteine des Hebammenverbandes veröffentlicht zu sehen. (Antworten hier nachzulesen) Damit konnte ich für die Zweitstimme schon  etwas anfangen.

Fehlten die Direktkandidaten. Da musste ich wohl oder übel auf den Wahlkampf warten, nur um dann festzustellen, dass mein Wahlthema da gar nicht stattfand. Also suchte ich die Direktwahlkandidaten meines Wahlbezirks heraus und begann dieses zu schreiben. Erstes Problem, die Kontaktaufnahme. Einige hatten eine eMail-Adresse veröffentlicht, andere ein Kontaktformular auf ihrer page, andere waren eher nicht oder nur über twitter zu erreichen? Meine Fragen waren aber umfangreicher:

Hier meine Kontaktaufnahme an die Kandidaten:

Betreff: für meine Wahlentscheidung: ihre Position zur Hebammenfrage

Hallo, 
nachdem ich mir so ziemlich sämtliche Wahlplakate angeschaut, gelesen und versucht habe, diese zu interpretieren, aber auch die meisten Wahlprogramme mir durchgelesen habe, stelle ich fest, dass „mein“ Thema in der diesjährigen Wahl praktisch nicht stattfindet. Trotzdem in den Medien mehrfach darauf hingewiesen wurde, und auch trotzdem die Geburtenzahlen in ihrem Wahlkreis steigend sind und dementsprechend dieses Thema zumindest vielen Wählerinnen nicht vollständig egal sein sollte, möchte ich hinzufügen.
Also schreibe ich alle in Frage kommenden Direktkandidaten meines Wahlkreises persönlich an, um Antwort auf die Frage zu finden. Denn diese ist für mich wahlentscheidend, da ich in der letzten Legislaturperiode Mutter geworden bin und ernsthaft vorhabe, das nochmal zu werden: Die Hebammenfrage. 
Daher meine Fragen:
Was haben sie vor, als Direktkandidat im Bundestag zu diesem Thema zu bewegen?
Was muss sich aus ihrer Sicht in der Hinsicht ändern, muss sich überhaupt was ändern? und
Was sind ihre Ziele bzgl. dieses Themas und
was haben Sie dahingehend konkret vor, zu unternehmen?
Vielen Dank für ihre Zeit und hoffentlich ihre Antwort dazu.
Mit freundlichen Grüssen, Anne Starkloff
(Dipl. MedienInf, arbeitende Mutter in Vollzeit arbeitend)
Die Antwort des Piraten-kandidates Jörg Stefan Smuda war postwended, wenn auch nur, um mir den Link von abgeordnetenwatch.de zu schicken, wo ich die Frage bitte öffentlich stellen sollte. Da die eMail dazu nicht nur sehr höflich sondern auch persönlich geschrieben war, kam ich dem Wunsch nach und hatte auch einige Stunden später Antwort darauf. Mein Tweet dazu wurde gefühlt von der halben Piratenpartei geliked oder geretweetet. Auch die Antwort empfand ich als persönlich und fundiert. FÜr mich stellt sich halt die Frage, wieviel Sinn die Wahl hat, ist es doch unwahrscheinlich, dass er den Direktsitz bekommt. Als Zweitstimme kann ich leider nicht mehr die Piraten wählen, nach den ganzen Querelen sehe ich da auf Bundesebene nicht wirklich das Potential etwas zu bewegen.
Die zweite Antwort kam einen Tag später von der Linken Kandidatin Katja Kipping, deren Mitarbeiterin zwar auf die Fragen antwortet, aber die eMail war weder persönlich, sondern beinhaltet nur den Verweise auf das Parteiprogramm. Als Direktkandidat, hatte ich mir da etwas mehr persönliches Engagement gewünscht. Schade, denn in den Wahlprüfsteinen, gingen die  Antworten, eher in die Richtung, was ich mir wünsche.
Die dritte Antwort kam überraschend vom CDU-ler Andreas Lämmel, dieser schrieb eine lange Antwort die leider in grossen Teilen ein copy&paste des Parteiprogramms beinhaltete und lobte die schon getanen Schritte. Leider war dies sehr deutlich in dem Polit-Kauderwelsch der Sprache ablesbar, zudem ich gerade mit dem getannen mehr als unzufrieden bin. Ich finde eher, dass sich da in den letzten Jahren VIEL ZU WENIG getan hat. Und das wo gerade in den Städten die Geburtenzahlen gerade rasant steigen, also Bedarf an der Lösung des Problems mehr als nur besteht.
Irritiert war ich, dass bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Antwort des grünen Direktkandidats Thomas Löser erhalten hatte, schien dieser neben FDP und Piraten doch noch den größten Online-Wahlkampf zu führen, stattdessen trudelte dann doch die Antwort vom FDP Direktkandidaten Robert Malorny ein. Dieser führt mit „Digital first“ einen offensiven Online-Wahlkampf. Seine Antwort- eMail war allerdings sehr kurz und weder persönlich noch hilfreich, verwies er doch nur auf das FDP Wahlprogramms, sowie die Wahlprüfsteine des Hebammenverbandens. Beides kannte ich schon.
Zum Glück meldete sich dann doch noch der  Direktkandidat Thomas Löser von Bündnis90/Die Grünen mit einer persönlichen Antwort, eigenen Erfahrungen und neben direkten Antworten auf meine Unterfragen auch entsprechende Verlinkungen zu Parteiprogramm aber auch den Hinweis, dass die Grünen als einzige Fraktion Anträge dazu eingebracht haben in der letzten Legislaturperiode. Insgesamt zwra recht kurz, aber wieder sehr fundiert und persönlich.
Bis heute warte ich auf die Antwort des SPD Direktkandidaten Christian Avenarius, bei dessen Kontaktformular ich mich für einen Newsletter anmelden musste um dieses abzuschicken, dessen Bestätigungslink in der Bestätigungsemail ich aber nie geklickt habe.  Also vielleicht wurde deshalb die email die versendet. Allerdings ist sein Wahlkampf scheinbar nicht bis wenig digital vorhanden.

edit: Mein Wahlkreis ist übrigens 159 und ich habe nur die Direktwahlkandidaten angeschrieben, die ich z.Bsp mit den Wahlprüfsteinen vergleichen konnte, die in irgendeiner Weise für mich als „wählbar“  in Frage kamen (also keine afd oder npd) oder denen ich eine halbwege Chance einräume, in den vorderen Plätzen einzukommen. Schlicht auch, weil ich eine vollständige Kandidatenliste mit deren Kontaktinformation ich nicht gefunden habe. 

PS: falls erwünscht, könnte ich noch die entsprechenden Partei-Programm-Verlinkungen hier hinzufügen.

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